|  | Klangwelten aus metallenen Schüsseln
 
                    Ulrike Dangendorf improvisiert mit drei Musikern 
                    in der Wittenburger Klosterkirche Leine Nachrichten, 24. September 2001 Annete Schröder
 
 Es ist still und fast dunkel. Zu hören ist nur das
 Rauschen der Bäume, deren Bewegungen durch
 die gotischen Fenster der ehemaligen Klosterkiche Wittenburg zu sehen sind. Der Sturm, die Däm-
 merung und die spirituelle Ausstrahlung der Kirche
 bilden einen perfekten Hintergrund für das Konzert
 von Ulrike Dangendorf.
 
 Kennen gelernt hat die Musikerin diesen Ort bereits
 mit ihrem Trio »Kleszmers Techter« und ihrem Solo-
 programm »Atmosphären und Akkordeon«.
 
 »Hier braucht man gar nicht zu spielen. Es spielt an
 diesem Ort von selbst«, beschreibt die Künstlerin vor
 gut 50 Zuhörern die Faszination, die von der Kloster-
 kirche ausgeht.
 
 Als musikalische Gäste hat sie an diesem Freitag-
 abend den Hannoveraner Manfred Flathe mit der
 Sitar, 
                    Andreas Pietsch mit seinem barocken Cello
 aus Berlin und Manuel G. Richter mit Geräuschen
 und Live-Elektronik aus Hameln eingeladen.
 
 Das Konzert »Begegnungen – Improvisierte Klänge«
 besteht aus zwei Teilen. Die vier Musiker stellen ab-
 wechselnd ihre Instrumente in Solostücken vor und musizieren gemeinsam.
 
 Den Anfang macht Manfred Flathe auf einer Sitar,
 einem klassischen, indischen Saiteninstrument. Es
 ist auf Cis gestimmt, »einen obertonreichen Saiten-
 klang«, wie Dangendorf erläutert, der in der
 indischen Musik als Sonnenton gilt.
 
 Flathe sitzt direkt vor dem Altar und entlockt seinem Instrument asiatische und fremd erscheinende Klänge,
 die in der ehrwürdigen Atmosphäre der Kirche eine besondere Wirkung entfalten.
 
 Miteinander erzeugen die komponierten und impro-
 visierten Klänge von Sitar, Cello und Akkordeon
 zusammen mit den Geräuschen eine Spannung, in
 der sich neue Töne mit bekannten mischen.
 
 Die Musiker mit ihren so unterschiedlichen Instru-
 menten ergänzen 
                    sich, gehen im Spiel aufeinander
 ein und bilden eine Harmonie, die hörbar und auch
 sichtbar wird.
 
 Nachdem Andreas Pietsch auf dem Cello Suiten
 von Johann Sebastian Bach interpretiert hat, sind
 »Manuels Klangwelten« zu hören. Das Solostück
 von Richter entsteht aus alltäglichen Lauten: 
                     Ein
 Rauschen ertönt und bewegt sich durch den Raum.
 
 Fasziniert verfolgt das Publikum, wie aus metallenen Schüsseln, flachen Steinen und einer Murmel auf Stahl Geräusche entstehen. Es knackt, quietscht, heult,
 raspelt, knistert und klötert in einem ganz eigenen,
 melodischen Rhythmus.
 
 Dass auch mit einem Akkordeon Melodien erzeugt
 werden können, die faszinierend fremd klingen, be-
 weist das Stück von Dangendorf. Sie inszeniert
 musikalisch einen italienischen Marktplatz, der durch
 ihr intensives Spiel sogar in der kalten Klosterkirche
 erfahrbar wird.
 
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