Brombeerschnee
Rezension zu Ulrike Dangendorf - Brombeerschnee
Jens Munk,
track4.de
18. September 2008:
Eine Frau, ein Akkordeon - das ist in diesem Fall völlig ausreichend und mehr würde hier fast störend wirken.
Ulrike Dangendorf nimmt uns mit ihrer neuen CD „Brombeerschnee“ auf einen kosmopolitischen musikalischen Ausflug; einen der uns an die großen Metropolen Europas genauso denken lässt, wie an masurische oder russische Weiten mit ihrer melancholischen und berührenden wie unberührten Natur.
Die, mit einer Ausnahme durchweg von der Künstlerin selber komponierten Stücke eröffnen Bilderwelten von einer großen Eindringlichkeit, die gerade durch das Pure des Soloinstrumentes besonders zur Geltung kommen. Ihrem Instrument entlockt sie alle Facetten die es herzugeben vermag.
Bisweilen fühlt man sich auf den Ramblas in Barcelona sitzend, Straßenkünstler an jeder Ecke, die ihre Kunst zum Besten geben; die Akkordeonspielerin die am Café de L’Opera die Gäste mit Ihren Weisen für einen Augenblick aus dem Alltag in eine fremde und doch vertraute Welt entführt und uns nur Musik SEIN läßt .
Dann wieder sitzt man auf einer russischen Party, wo der Wodka in Strömen fließt, die Gäste immer wilder tanzen…bis dann irgendwann entspannende ruhig fließende musikalische Linien den Kontrapunkt zu der exstatischen Erregtheit, ja zwangsläufig bilden müssen, um uns immer neue Reize zu präsentieren und uns auf den nächsten Anlauf vorbereiten.
Das einzige nicht von ihr komponierte Stück stammt von Andreas N. Tarkmann und basiert auf dessen Bühnenmusik zu Shakespeares Komödie „Was Ihr Wollt“. Vier Bezugspunkte sind hier eingeflochten; eine Ballade des unglücklich verliebten Fürst Orsini, der traurig-ironisch-komische Narr Feste, eine heimliche Hochzeit mit „Harmonium“ und letztendlich die Auflösung aller dramatischen Verwirrungen. Für den der das Theaterstück kennt, belebt sich diese Geschichte neu.
Ulrike versteht es auf der Klaviatur ihres „Kastens“, von sehnsuchtsvoll-poetisch über dunkel-mystisch bis kapriziös die „entweichende Luft“ in ein Erlebnis zu verwandeln, das uns vibrieren lässt in der Schlichtheit und zugleich doch Fülle einer Stimmung, die alle Partien menschlichen Fühlens abdeckt.
Etwas für ruhige, kuschelige und verträumte Abende…am besten „angebuckt“ an ein Herz.
Quelle: http://www.track4.de/rezensionen/Ulrike-Dangendorf/597/Brombeerschnee.html?page=1
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